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Sommersalon

Tragikomödie von Coline Serreau

Zum zweiten Mal nach Hase Hase präsentieren wir eine lebensfrohe Tragikomödie von Coline Serreau: Eine Zeitreise kreuz und quer durch zwei Jahrhunderte. In dreimal drei Variationen erzählt sie von Hoffnungen wie Enttäuschungen, von Erfolgen und Niederlagen, die im „Sommersalon" die Verabredungen zu gemeinsamer Arbeit auf der Bühne mit sich bringen.

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Die ewige Suche nach verlorenem Glück

Um 1890, in den Kriegs- und Nachkiegsjahren 1943-46, sowie heute treffen sich jeweils zwei Paare. Sie verbindet die Liebe zur Musik und zum Theater. Es trennen sie ihre unterschiedlichen Temperamente, ihre sexuellen Interessen, ihre politischen Erfahrungen. Sie streiten über die Probenarbeit, sie verlieben sich in Partner von anderen, sind furchtbar eifersüchtig…

Dramatische Zerwürfnisse und bewegende Versöhnungsszenen der ineinander verflochtenen Geschichten ergeben ein unruhiges, tragikomisches Ganzes. Doch über das Spielen und Singen, das jede der Szenen krönt, wird das stets zu kurze aber wiederkehrende Glück ihres Miteinanders ins Zentrum gerückt.

Besetzung

Presse

LEEHEIM. Der Applaus im voll besetzten Saal der Leeheimer Büchnerbühne ist groß gewesen: Das Ensemble um Regisseur Christian Suhr begeisterte mit der Premiere der Komödie „Hase Hase“ („Lapin, Lapin“) von Coline Serreau. Aus dem Kreis wie auch aus Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt waren Gäste gekommen. Eine Zuschauerin sagte: „Großartiges Theater, das Spaß macht.“

Das sozialkritische Stück „Hase Hase“ aus dem Jahr 1986 hat vor dem Hintergrund wachsender Armut und Wohnungslosigkeit, Ausländerfeindlichkeit und radikalen Protesten nichts an Brisanz verloren. Die Kulisse bildet eine schlichte Wohnküche. Sie ist das Zuhause von Familie Hase, die sich am unteren Rand der Gesellschaft tapfer durchschlägt. Hierhin kehren die erwachsenen Kinder zurück, als das Leben ihnen bitter zusetzt. Mama Hase ist die Galionsfigur, hält das Familienschiff auf Kurs, gibt Kindern und Mann Geborgenheit. Die Rolle ist mit Oliver Kai Müller besetzt, ein gelungener Kunstgriff, der Komik birgt und die kraftvolle Figur, die ihre eigenen Wünsche als Frau zurückstellt, famos ausfüllt. Daneben brilliert Mélanie Linzer als Hase Hase, dem jüngsten Spross der Familie.

In Latzhose und mit Wuschelhaar spielt Linzer die Verwundbarkeit und Verwunderung dieses Kindes angesichts einer aus den Fugen geratenen Welt berührend heraus. Das Publikum schließt Hase Hase ins Herz, lauscht seinem irrealen Monolog, in dem er vom Draht zu anderen Sphären erzählt. Er erwarte das Zeichen, um rettend einzugreifen, bevor das Unheil übermächtig wird, verrät er. Ist der Kleine ein Träumer, ein Spinner? Seine Lehrerin jedenfalls sage, er sei verrückt, erzählt Papa. Christian Suhr spielt den Papa als müden Arbeiter, der rücksichtslos entlassen wurde. Um seine Frau zu schonen, verschweigt er, dass er brotlos ist, und schlägt als Fahrgast in der Metro die Tage tot.

Es gibt niemanden in dieser Familie, den nicht Sorgen und eine stille oder entfesselte Wut plagen. Sohn Bébert (Thomas Helm) plant einen digitalen Finanzcrash, Jeannot (Bastian Hahn) hat sich für illegale Zuwanderer eingesetzt und wird polizeilich gesucht, Tochter Marie (Johanna Bronkalla) ist einem Impuls folgend aus ihrer Ehe geflohen und ihre Schwester Lucie (Aylin Kekec) sagt schon vorm Altar Nein. Das Geld ist knapp, die Furcht vor Gerichtsvollzieher und Polizei groß, die Wohnung eng – der abgewiesene Bräutigam (Frederick Lankau) und die penetrante Nachbarin (Ursula Stampfli) quartieren sich auch noch ein.

Als das ganze Elend auf dem Tisch liegt, erlischt in Mama Hase der Glaube an eine bessere Zukunft für ihre Kinder, wie zum Hohn bringt noch der TV-Sprecher (Erich Schaffner) die Arroganz der kalten Welt ins Haus. Doch nicht das Leid, sondern Liebe, Zusammenhalt und ein mutiges Trotzdem erweisen sich als Stärke der Familie Hase.

Mit einer leichtfüßigen Pirouette stellt die Inszenierung alles auf den Kopf: In größter Not begehrt die Familie auf. Hase Hase, der kleine Fantast, ist der Held, der gar den Soldaten (Dimitri Eliseev) als Marionette der Macht schachmatt setzt. Die Familie singt im Chor: „Wir wollen die Sonne putzen, wir wollen die Sterne sehen, wir sind die Hinterbliebenen von allen jemals Liebenden.“

06.06.23 Charlotte Martin, DARMSTÄDTER ECHO

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