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SatireSamstag

Satire, Kabarett & Zeitgeist

Wir stellen Ihnen mit unserem Ensemble Autoren und Bühnenkünstler vor, deren Werke durch ihren scharfsinnigen Humor nichts an Aktualität verloren haben. Wir beginnen mit den großen Satirikern der 20er Jahre und wollen uns danach der politischen Satire im Vormärz widmen.

Was darf Satire, fragen heute wieder besorgte Bürger. Kurt Tucholskys antwortete auf diese sich selbst gestellte Frage schlicht "Alles."

Eine offene Gesellschaft sollte Satire aushalten können. Satire rüttelt an der Überheblichkeit, damit zumindest ein paar Zacken aus der Krone der Mächtigen fallen. Satire kann schmerzen, aber nie töten. Angst lähmt und zähmt Satire. Nur blinder Fanatismus tötet. Satire darf alles, nur nicht sterben. Finden wir ...

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Erich Kästner

03.02. um 19:30 Uhr

Der Schriftsteller, Publizisten, Drehbuchautor und Kabarettdichter Erich Kästner (1899 bis 1974) begann seine publizistische Karriere während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays in renommierten Tageszeitungen.

Im Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen emigrierte Kästner nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht. Er begründete diesen Schritt unter anderem damit, dass er vor Ort Chronist der Ereignisse sein wolle.

Kästner war witzig, charmant und – wie seine Zeitgenossen Tucholsky, Ringelnatz, Fallada und Zuckmayer – ein typischer Volksschriftsteller.

Dabei reihte er sich nicht ein in den politischen „Mainstream“. Er blieb stets zwischen den Fronten und Parteien. Er lehnte ideologischen Rezepte ab - und war mit dieser Haltung den Mächtigen unbequem. Seine Bücher wurden verboten und verbrannt - in seiner Anwesenheit. Dennoch haben viele Gedichte und Balladen aus der Weimarer Zeit bis heute überlebt. Viele davon sind erschreckend aktuell. Wir stellen sie vor.

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Kurt Tucholsky

02.03. um 19:30 Uhr

Der am 9. Januar 1890 in Berlin geborene Kurt Tucholsky war einer der bedeutendsten deutschen Satiriker und Gesellschaftskritiker des vorigen Jahrhunderts.

Er gewann als radikaler Pazifist und geradezu bestürzend frühzeitiger, prophetischer Warner vor dem militanten deutschen Nationalismus politische Bedeutung.

Unter den Pseudonymen Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser war er fünffacher Mitarbeiter der «Weltbühne», einer Wochenschrift, die er gemeinsam mit Siegfried Jacobsohn und nach dessen Tod mit dem späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky zu einem der aggressivsten und wirksamsten publizistischen Instrumente der Weimarer Republik machte.

Nach dem offensichtlichen Absturz Deutschlands in die Barbarei des Nationalsozialismus nahm er sich am 21. Dezember 1935 in seiner letzten Exilstation in Schweden das Leben.

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Joachim Ringelnatz

09.09. um 19:30 Uhr

Joachim Ringelnatz ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers und Malers Hans Bötticher (1883-1934).

In seiner Jugend war Ringelnatz Seemann und verbrachte den Ersten Weltkrieg in der Marine auf einem Minensuchboot. In den 1920er und 1930er Jahren arbeitete er als Kabarettist und reisender Vortragskünstler auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum.

Berühmt wurde er vor allem für seine schrägen Gedichte, die zwischen Nonsens und subversiver Satire changierten. Seine populärste Schöpfung ist der anarchische Seemann Kuddel Daddeldu (1923) mit seinen betrunkenen Eskapaden und seiner Verachtung für Autoritäten.

Sein Werk wimmelt von wunderbaren Skurrillitäten, ist expressionistisch, witzig, melancholisch und geistreich zugleich.

In seinen durchgereimten Versen verwendet Ringelnatz Alltagssprache und persifliert das ganze Spektrum moderner Gesellschaften.

In seinen letzten 13 Lebensjahren war Ringelnatz auch ein engagierter und produktiver bildender Künstler; der Großteil seiner Kunst scheint während des Zweiten Weltkriegs jedoch verloren gegangen zu sein.

1933 (ein Jahr vor seinem Tod) wurde er von der NS-Regierung als "entarteter Künstler" verboten. Ringelnatz und seine Frau verarmten, weil die Bühnenauftritte bis zuletzt die Haupteinnahmequelle des Paares gewesen waren. Ein Jahr später starb er.

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Hans Fallada

28.10. um 19:30 Uhr

Hans Fallada (1893-1947) alias Rudolf Ditzen – Morphinist, Alkoholiker, psychisch labil und einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Für sein Pseudonym standen der märchenhafte Hans im Glück und Fallada, das treue Pferd der Gänsemagd, Pate. Mit Romanen, wie "Kleiner Mann – was nun?" oder "Jeder stirbt für sich allein" hat er den kleinen Leuten in aller Welt ein Denkmal gesetzt. Bis heute sind seine Romane und Erzählungen, die er in nur 53 Lebensjahren schrieb, internationale Bestseller. Die bekanntesten seiner Werke wurden teilweise mehrfach verfilmt.

Wir wollen Ihnen Situationen und Szenen eines relativ unbekannten Werks nahebringen:

"Heute bei uns zu Haus
Ein anderes Buch. Erfahrenes und Erfundenes"

Während die Nationalsozialisten in Berlin marschieren, lebt Fallada seit 1933 auf einem Bauernhof mit seiner Frau Suse und den Kindern Uli, Mücke und Achim. Er erzählt vom Alltag auf dem Lande, vom Hund Brumbusch, von Kühen, Pferden, Bienen, von Nachbarn, Haus- und Hofgehilfen und von den häuslichen Pflichten, den Sorgen und Nöten. Auch von denen am Schreibtisch. "Ruhe, jetzt wird gearbeitet!" ist dann das Donnerwort, das alles im Haus zum Schweigen bringt. Fallada malt diese Situationen mit selbstironischem Witz und liebevollem Humor so anschaulich und vergnüglich aus, dass es eine Freude ist ...

Leider dauerte sie - erfahren oder erfunden - für ihn selbst in Wirklichkeit nie lange ...

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Heinrich Heine

28.9. um 19:30 Uhr

Deutschland. Ein Wintermärchen

Der Kampf um die Demokratie mit den Waffen des Literaten


Wintermärchen – wer denkt bei diesem Wort nicht an Landschaften, die aussehen, als wären sie mit Puderzucker bestreut, Spuren im glitzernden Schnee und eine Tasse heißen Tee am prasselnden Kaminfeuer? Heinrich Heines Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen hat mit solcher Romantik allerdings nichts zu tun. Das Land, das der Erzähler bereist, ist vielmehr während einer politischen Eiszeit in geistiger Unbeweglichkeit erstarrt, geprägt von Unfreiheit und Unterdrückung. Statt die Zukunft zu gestalten, wird die Vergangenheit verklärt.

Mit diesem Zustand Deutschlands setzt sich der Erzähler in Beobachtungen, Assoziationen und Träumen auseinander. Der überzeugte, ja radikale Demokrat Heine, zu dessen Freundeskreis im Pariser Exil auch Karl Marx gehörte, übt beißende Kritik und entwirft die Utopie einer besseren Zukunft für kommende Generationen. 

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Adolf Glaßbrenner

19.10. um 19:30 Uhr

Adolf Glaßbrenner (* 27. März 1810 / † 25. September 1876 war ein Berliner Humorist und Satiriker, ein scharfzüngiger Protokollant des deutschen Biedermeiers und gilt als der Vater des Berliner Witzes“. Sein berühmtestes Werk schuf er von 1832 bis 1850 mit der Schriftenreihe "Berlin wie es ist und – trinkt“ …

 Im Gymnasium ein Mitschüler des späteren Büchner-Verlegers Gutzkow, gelangte er nach kaufmännischer Arbeit ohne reguläres Studium dank Fleiß und Begabung früh in den Berliner Journalismus des Vormärz. Nach einer Reihe kleiner Publikationen debütierte er mit einer schnell durch die Zensur unterdrückten satirischen Zeitschrift „Don Quijote“ (1832 f.). Andere von ihm später gegründete Witzblätter lebten infolge behördlicher Unterdrückung gleichfalls nur kurz. Dennoch gilt er innerhalb der politisch-polemisch-satirischen Publizistik als Vorbereiter von Typen wie „Kladderadatsch“ (1848 ff.) und „Simplicissimus“ (1896 ff.).

 Als formbegabtes Talent hat er sich in allen damals beliebten satirischen Gattungen erfolgreich versucht. Sie reichten vom politischen Lied bis zum gesellschaftskritischen komischen Epos (Neuer Reinecke Fuchs, 1845, ⁴1869).

Aus seinem umfangreichen, unermüdlich an den Rand der Zeit geschriebenen Werk beeindrucken das Lebensgefühl und der Freiheitsdrang großstädtischer Typen aus den unteren Klassen eines preussischen Berlin, die 1848 in einer kurzlebigen Zeitungs- und Zeitschriftenpresse nur während einiger Monate und danach nie wieder zu Worte gekommen sind.

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Karl Valentin

13.01. um 19:30 Uhr

Er erfand einen »Elektrischen Nasenbohrer«, eine »Brille~ für Schwerhörige« (ohne Gläser) und einen »Winter-Zahnstocher« (mit Pelz). Er litt unter Platzangst, bat Taxichauffeure um langsame Fahrt und schrieb 436 skurrile Sketche, in denen er selbst auftrat.

Der Münchner Volkskomiker Karl Valentin weckte nach dem Ersten Weltkrieg das Interesse der Intellektuellen: Kurt Tucholsky nannte ihn einen »Linksdenker« und beschrieb ihn als »zaundürren, langen Gesellen, mit stakigen, spitzen Don-Quichotte-Beinen«; für· den Theaterkritiker Alfred Polgar war er »ein Gespenst und doch ein Münchner«.

Aber den stärksten Eindruck machte das linksdenkende Gespenst auf einen linksstehenden Dramatiker. Kurz vor dem Tode zählte Bertolt Brecht die Künstler, die ihn beim Stückeschreiben beeinflußt hatten: »Charlie Chaplin und Karl Valentin.«

Und ja, tatsächlich: Sie sind sogar zusammen aufgetreten, und zwar im September 1922 am Abend der Uraufführung von „Trommeln in der Nacht“ – und mit ihnen alles, was Rang und Namen hatte. Ein großer Spaß muss das gewesen sein – und möglicherweise der Ursprung von Brechts epischem Theater ...

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